Von der Maginot-Linie über einen Friedhof der Kriegsgräberfürsorge zum KZ Struthof
Los ging es am Mittwoch, dem 6.11.24, um 8 Uhr. 70 SchülerInnen machten sich gemeinsam mit den drei Geschichtslehrkräften Frau Börgardts, Herrn Baumgärtner und Herrn Weber von Hemsbach auf ins Elsass. Erste Station war das kleine Örtchen Schoenenbourg, in dessen Nähe sich ein Einstieg in die Maginot-Linie befindet. 35 Meter ging es über fast 200 Treppen in die Tiefe. Nasskalte Luft empfing die Besuchergruppen. Über drei Kilometer sollte es nun zu Fuß durch das insgesamt über 700 Km lange französische Bunkersystem gehen. Es erstreckt sich über die Grenzen zu Belgien, Luxemburg und Deutschland bis hinunter nach Italien. In den Boden hinein hatten die Franzosen über sechs Jahre hinweg für insgesamt 5 Milliarden Franc unterirdische Tunnel, zum Teil mit Schienen für Loren, Schlafsäle, Kommandostände, Kantinen, Poststellen, Behandlungsräume und natürlich Gefechtsstände mit Kanonen gelegt. Zwei Stunden lang wurden die drei 9. Klassen durch das konstant 12 Grad kalte Bauwerk geführt. Was auch vollkommen ausreichte, um das Gefühl, ohne Tageslicht unter der Erde zu sein, und die Angst nachvollziehen zu können, die die Franzosen nach drei Kriegen gegen die Deutschen empfunden haben mussten. Unvorstellbar, dass die stationierten Soldaten hier drei Monate am Stück verbringen mussten.
Im Anschluss ging es weiter nach Niederbronn, wo sich zum einen die Jugendbegegnungsstätte der deutschen Kriegsgräberfürsorge, das Albert-Schweitzer-Haus, befindet, aber auch in direkter Nachbarschaft ein „Soldatenfriedhof“. Man muss sich dies nur einmal vorstellen: Überreste maßgeblich deutscher Wehrmachtssoldaten werden auf französischem Territorium begraben (ein Teil des Friedhofs muss sogar der jüdischen Gemeinde abgekauft werden), wo ihnen bis heute eine letzte Ruhe gewährt wird. Unter ihnen Zwillinge, die am gleichen Tag fielen, weil sie sich nicht trennen wollten, ein sechzehnjähriger Junge, der voller Begeisterung für Hitler in den Krieg gezogen war, oder ein Elsässer, der von den Nazis gezwungen worden war, für das Deutsche Reich zu kämpfen.
Um diese Biografien aber nicht falsch verstanden zu wissen, führten drei Guides der Kriegsgräberfürsorge über den Friedhof, präsentierten Quellen (Briefe, Tagebucheinträge) und regten zur aktiven Auseinandersetzung an.
In großen Teilen war den Schülerinnen und Schülern jetzt schon der Zusammenhang zur Verfolgung, Unterdrückung und Vernichtung im 3. Reich klar. Um dies noch deutlicher herauszuarbeiten, kamen nach dem Abendessen in der Albert-Schweitzer-Begegnungsstätte, wo man auch die Nacht verbrachte, die drei Klassen in jeweils drei Räumen zusammen. Über Häftlingsbiographien wurde ein emotionaler Zugang zu diesem Thema geschaffen und erste „Aufklärungsgespräche“ geführt.
Am nächsten Tag ging es zur dritten Station: Ins KZ Struthof-Natzweiler. Einem Ort unermesslichen Grauens und Leidens. Über 20 000 Menschen ließen hier auf schreckliche Art und Weise ihr Leben. Stille Zeugen sind heute noch zu besichtigen, u.a. das Krematorium, der Bunker oder die Gaskammer. Drei Führungen brachten den Schülerinnen und Schülern die Brutalität des Lagers zum Beispiel in der Darstellung der unmenschlichen Typhus-, Senf- und Phosphorversuche näher. In so genannten Buddy-Books konnten die SchülerInnen ihre Eindrücke, Gefühle und noch offenen Fragen festhalten. Im Geschichtsunterricht wurde dies dann aufgegriffen, was zu nötigen und guten Gesprächen führte.
Danach ging es wieder zurück nach Hemsbach – voller eindrücklicher Nachdenklichkeit und angemessener Anteilnahme.
Text und Fotos: Web